Gattungen Pwgs-35, 35a, 38, 41
In den Jahren 1935 bis 1942 beschaffte die Deutsche Reichsbahn eine Serie von Güterzugpackwagen, die optisch den vorher gebauten Personenzug-Gepäckwagen (Pwi-28 bis 31a) ähnelten. Einige dieser Wagen wurden auch mit Dachkanzeln ausgeliefert, die aber später wieder entfernt wurden.
Ab Mitte der 1930er Jahre wurde der Plan, die Güterzüge künftig schneller verkehren zu lassen, durch die Deutsche Reichsbahn umgesetzt. Die Höchstgeschwindigkeit für Güterzüge lag bislang bei 65 km/h. Neben der Beschaffung schneller laufender Güterzuglokomotiven im Rahmen des Einheitslok-Programms gehörte dazu auch die Beschaffung von Güterzuggepäckwagen, die für eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 80 km/h ausgelegt waren. Zunächst wurden hierzu von der Fa. Westwaggon zwei Versuchswagen Pwgs-35 (124 071, geliefert 1936) und Pwgs-35a (124 072, geliefert 1938) geliefert. Die beiden Wagen erhielten noch einen von den späteren Serien abweichenden Wagenkasten, dessen Einstiegsende schräg zulief, ähnlich der Pwi-23 und 27. Zudem besaßen beide Wagen Holzaufbauten, der Pwgs-35 hatte diese außen mit Blech verkleidet, die Laderaumschiebetüren liefen wie bei den späteren Wagen innen. Der Pwgs-35a dagegen hatte, wie auch andere gedeckte Güterwagen, Bretterwände mit außenliegenden Kastenstützen und außen auf Laufschienen verschiebbaren Schiebetüren. Beide hatten auch eine erhöhte Dachkanzel, die ebenfalls von den späteren Ausführungen abwich.
Im Jahr 1938 wurde dann eine erste Serienbeschaffung von 35 Wagen in die Wege geleitet, welche 1939 ebenfalls von Westwaggon geliefert wurden und die als Pwgs-38 mit den Wagennummern 124 073 bis 124 107 in Dienst gestellt wurden. Die Wagen waren im Gegensatz zu den beiden Prototypen um einen Meter kürzer und wiesen eine stromlinienförmige Dachkanzel auf. Über den Fenstern im Zugführer- und Dienstabteil waren Lüftungsöffnungen angeordnet. Für den Einsatz in den kühleren Jahreszeiten waren die Wagen mit allen denkbaren Heizungssystemen ausgestattet (Ofenheizung, Dampfheizung und elektrische Heizung), um von der jeweiligen Art der auf der Zuglokomotive vorhandenen Heizung unabhängig zu sein.
Nach dem Erfolg der ersten Lieferung wurde 1941 eine große Serie von insgesamt 800 Wagen der Gattung Pwgs-41 in Auftrag gegeben, die einen Weiterbau der Pwgs-38 darstellten. Die Lieferung teilten sich die Fa. Westwaggon (Köln-Deutz), die Waggonfabrik Rastatt und Simmering-Graz-Pauker (Wien). Die Lieferung begann ab 1942. 100 Wagen konnten kriegsbedingt nicht mehr geliefert werden, so dass insgesamt 700 Wagen mit den Nummern 124 108 bis 124 907 in Dienst gestellt wurden. Der Nummernkreis verrät noch die ursprünglich geplante Anzahl von 800 Wagen. Auch die Pwgs-41 besaßen anfangs noch stromlinienförmige Dachkanzeln. Spätere Lieferungen hatten dann nur noch einfacher zu fertigende eckige Kanzeln, zum Schluss wurden diese ganz weggelassen. Im Zuge der "Entfeinerung" entfielen auch die Lüftungen über den Fenstern und auch die bei den ersten Serien noch vorhandenen hinteren Fenster im Laderaum. Diesen Zustand zeigt die obige Skizze.
Verschiedene Umbauten im Laufe der Einsatzjahre bei den verschiedenen Bahnverwaltungen nach dem Krieg betrafen u.a. den Abbau der Dachkanzeln, das Versetzen der Schlusssignalhalter auf eine vom Boden aus erreichbare Höhe, den Einbau von Übersetzfenstern (DB) und weitere Änderungen von Fensteranordnungen und -bauarten oder von Stirnwandtüren mit Übergangsmöglichkeit zum Nachbarwagen für den Einsatz in Personenzügen (ÖBB).
Umbauten zu Befehls- bzw. Steuerwagen bei der DB
Die
DB hatte in ihren Anfangsjahren einen erhöhten Bedarf an Wendezug-Steuerwagen,
da die vorhandenen Triebwagen-Steuerwagen hierzu nicht ausreichten. Eingesetzt
wurden diese Wagen in Wendezügen, die mit den Diesellok-Baureihen V 20
und V 36 bespannt wurden. Zunächst wurden drei Wagen als Befehlswagen
umgerüstet (Pwif-41/50, Bauart Hannover, 124 391, 124 696 und
124 798). Diese erhielten am Einstiegsende einen Befehlsstand, der
restliche Wagengrundriss blieb unverändert. Die drei Wagen wurden 1952
zu richtigen Steuerwagen mit einem Hagenuk-Steuerstand ausgerüstet und
von da an als Pwif-41/52 bezeichnet.
Im Jahr 1952 folgten die drei Wagen 124 138, 124 625 und 124 635,
die ebenfalls einen Hagenuk-Führerstand erhielten und auch in die Gattung
Pwif-41/52 eingereiht wurden. Weitere drei Wagen (124
644, 124 648 und 124 850) erhielten 1952 einen Führerstand der
Bauart Fabeg, sie wurden als Pwif-41/52a bezeichnet.
Die letzten umgebauten Wagen waren im Jahr 1955 die drei Wagen 124
346, 124 546 und 124 753, Gattungsbezeichnung nun Pwi(e)f-41/55.
Diese wurden zunächst im Raum München eingesetzt und unterschieden
sich durch niedrigere Stirnfenster von den anderen Wagen.
Bei den Wagen
der Gattungen Pwif-41/52, Pwif-41/52a und Pwi(e)f-41/55 wurde der Führerstandsbereich
durch Ausbau des Zugführerabteils und Verschieben des Aborts zur Wagenmitte
hin vergrößert. Ferner erhielten sie am hinteren Wagenende eine
Übergangsmöglichkeit zu den angehängten Personenwagen.
Lackiert waren
die umgebauten Wagen meist in Weinrot mit elfenbeinfarbigen Zierleisten, passend
zu den eingesetzten Wagen (meist Donnerbüchsen). Später entfielen
die Zierleisten teilweise bei Lackausbesserungen. Die drei Pwi(e)f-41/55 waren
vermutlich zunächst tannengrün lackiert.
Insgesamt wurden somit 12 Wagen zu Steuerwagen umgebaut.
Bis auf zwei vorher ausgeschiedene Wagen wurden alle anderen im April 1966
von der DB als Steuerwagen ausgemustert. Nachdem die Steuereinrichtungen ausgebaut
wurden, verkehrten sie - nun in chromoxidgrüner Lackierung - als normale
Gepäckwagen (Pwgs bzw. Di).
Nummernreihen:
Pwgs-35 : 1 Wagen, 124 071
Pwgs-35a : 1 Wagen, 124 072
Pwgs-38: 35 Wagen, 124 073 bis 124 107
Pwgs-41 : 700 Wagen, 124 108 bis 124 907 (100 weitere geplante Wagen wurden kriegsbedingt nicht mehr geliefert)
Ursprungsnr. | EDV-Nr. oder sonstige spätere Nr. | Besitzer, Standort, derzeitige Nr. | Hersteller |
Gattung
Pwgs-38 |
|||
124 083 Berlin |
DB, 124
083 Pwgs DB, 20
80 950 6 902-6 Pwgs 038 |
Fränkische Museumseisenbahn, Nürnberg-Nordost 20 80 950 6 902-6 / FME 05 49 80 945 9 009-4 D-FME |
Westwaggon 1939 |
124 089 Hannover | SNCB,
27 409 DB, 124
083 Pwgs DB, 20
80 950 6 903-4 Pwgs 038 |
++ | Westwaggon 1939 |
Gattung
Pwgs-41 |
|||
124 186 Köln |
ÖBB,
77 001 ÖBB,
65.330 Dih ÖBB,
50 81 93-65 330-2 Di VEhE, Dollnstein,
65 330 |
Eisenbahnfreunde Wetterau e.V., Bad Nauheim-Nord 75 80 92-29 070-2 D-EBEFW |
Westwaggon 1943 |
124 207 Karlsruhe |
DB, 124
207 Pwgs DB, 42
80 950 6 644-8 Pwgs 041 Umrüstung als Spitzenwagen für Steilstrecken |
Eifelbahn Verkehrsgesellschaft, Linz / Rhein |
Westwaggon 1943 |
124 246 Nürnberg |
ÖBB,
77 004 ÖBB,
65.331 Dih ÖBB,
50 81 93-65 331-0 Di ÖBB,
40 81 9471 298-5 ÖCD,
Dieselnostalgie GmbH, Etsdorf (A) |
Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) |
Westwaggon 1943 |
124 310 Posen |
DB, 124
310 Pwgs DB, 42
80 950 6 696-8 Pwgs 041 Umrüstung als Spitzenwagen für Steilstrecken |
Eifelbahn Verkehrsgesellschaft, Linz / Rhein |
SGP 1943 |
124 370 Königsberg | ÖBB,
77 014 ÖBB,
65.313 Dih ÖBB,
973 241 ÖBB,
40 81 943 9 915-0 (geplant) |
++ | SGP 1943 |
124 602 Essen |
DB, 124
602 Pwghs DB, 20
80 950 6 742-6 Pwghs 041 |
Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn e.V., Essen 49 80 945 9 033-4 D-HBE |
Rastatt 1943 |
124 611 Frankfurt |
ÖBB,
77 010 ÖBB,
65.316 Dih ÖBB,
50 81 93-65 316-1 Eisenbahnfreunde
Zollernbahn |
Kandertalbahn e.V., Kandern |
Rastatt 1943 |
124 647 Stuttgart |
DB, 124
647 Pwgs DB, 20
80 950 6 760-8 Pwgs 041 Eisenbahnfreunde
Oberberg |
Eisenbahnmuseum Dieringhausen 49 80 945 9 092-0 D-EMD |
Rastatt 1943 |
124 707 Stettin | SNCB, 27
402 bis 19xx |
++ | Rastatt 1944 |
124 716 Essen | DB, 124
716 DB, xx
80 950 6 785-x |
Eisenbahn-Club Aschersleben e.V. "88-38-11" (fiktive Nummer nach dem DR-Schema) |
SGP 1942/43 |
124 731 Frankfurt | SNCB,
27 405 DB, 124
731 |
++ | SGP 1943 |
124 757 Linz |
DB, 124
757 Pwgs DB, 42
80 950 6 xxx-x Pwgs 041 MEC 01,
Münchberg |
Deutsches Dampflokmuseum, Neuenmarkt-Wirsberg |
SGP 1943 |
124 758 Linz |
ÖBB,
77 018 (geplant) ÖBB,
65.303 Dih Stern &
Hafferl, 65.303 |
Nostalgiebahn in Kärnten (NBiK), 11, Weizelsdorf (A) 65.303 |
SGP 1943 |
124 779 Nürnberg |
ÖBB,
77 019 ÖBB,
65.319 Diho ÖBB,
50 81 93-65 319-5 |
1. Österreichischer Straßenbahn- und Eisenbahn-Klub (1. ÖSEK), Strasshof (A) 65.319 |
SGP 1943 |
124 794 Stuttgart | CFL, 7061
Dm bis 19xx |
++ | SGP 1943 |
124 819 Berlin | CFL, 7062
Dm bis 19xx |
++ | SGP 1943 |
124 857 (?) Hamburg |
Spoorweg
Bouwbedrijf Utrecht NV (NL) |
Schrottplatz in Soest / NL Verschrottet 2006 |
SGP 1943 |
124 xxx | DB, 124
xxx Pwgs DB, 42
80 950 6 648-9 Pwgs 041 SSEF, 2 |
Dampfbahn Fränkische Schweiz, Ebermannstadt DFS 81 / 42 80 950 6 648-9 |
Westwaggon 1943 |
124 xxx |
DB, 124
xxx Pwgs 42 80 950
6 771-9 Pwgs 041 |
Eisenbahnfreunde Treysa e.V. (Wagen steht zum Verkauf) |
Westwaggon 1943 |
124 xxx | DB, 124
xxx DB, 42
80 950 6 xxx-x Pwgs 041 |
Museumsbahn Küstenbahn Ostfriesland e.V., Norden |
|
124 xxx | DB, 124
xxx DB, 42
80 950 6 xxx-x Pwgs 041 |
Verein Braunschweiger Verkehrsfreunde e.V. |
SGP 1943 |
124 xxx |
DB, 124
xxx Pwif-41/52 (Umbau zum Steuerwagen) DB, 42
80 950 6 863-4 Pwghs 041 Freunde
der Eisenbahn, Münster, Wagen 5 |
Stichting Stadskanaal Rail, Stadskanaal (NL) |
|
124 xxx |
DB, 124
xxx Pwgs DB, 20
80 950 6 854-9 Pwgs 041
Historische
Eisenbahn Frankfurt |
DB Museum, Koblenz-Lützel |
SGP 1943 |
124 xxx |
PKP, xxx bis 19xx |
Jaworzyna Slaska (Königszelt / PL) |
|
124 xxx |
DB, 42 80 950 6 xxx-x Bf Dieringhausen |
Denkmal Modellbahnen Max Engel, Hamburg-Oststeinbek Verschrottet ca. 2005 |
|
124 xxx |
DB,
42 80 950 6 614-7 Westfälische
Landes-Eisenbahn GmbH (WLE), Eisenbahnfreunde
Wetterau, 3491 / 65 222 |
Oberhessische Eisenbahnfreunde e.V., Gießen Verschrottet im Februar 2008 |
Westwaggon 1942 |
124 xxx | DB,
42 80 950 6 xxx-x Pwgs 041 |
Imbissstand, Berlin-Spandau, Klosterbuschweg Verschrottet 09-10/2022 |
|