Ausführlicher Lebenslauf des Wagens 310-811 (Privatbahnwagen ähnlich Cid-21b)


Dieser Personenwagen wurde im Jahre 1925 von der „Waggon- und Maschinenfabrik AG vorm. Busch Bautzen“ für die „Ruppiner Eisenbahn“ gebaut und als Nummer 37 eingestellt. Er entstand unter Verwendung der Konstruktionsunterlagen des 1921 für die „Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft“ entwickelten 4. Klasse-Wagens vom Typ Di 21b, der bereits in Stahlbauweise - aber noch mit Holzdach - ausgeführt war. Abweichend zur DRG - Version ist der Waggon nur mit einer einlösigen Druckluftbremse ausgerüstet. Für die aufwendigere Kunze-Knorr-Bremse bestand auf den Flachlandstrecken - bei der sonst modernen Privatbahn - kein Bedarf.

Durch die Übernahme der „Ruppiner Eisenbahn“ kam 1949 das inzwischen zum 3. Klasse-Wagen umgebaute Fahrzeug als 98 754 Berlin zur „Deutschen Reichsbahn“. Mit der späteren Zuordnung der Eisenbahn-strecken um Neuruppin zur Rbd Schwerin war hier die neue Heimat des Wagens. Ab 1958 verkehrte er unter der Bezeichnung 310-811 und mit Einführung des EDV - Nummernsystems wurde er in 50 50 24-26 675-9 umbenannt. Sein Heimatbahnhof war fortan Schwerin (Meckl.) Hauptbahnhof. Nach Entfernung der Inneneinrichtung diente er ab 1977 zunächst als Materialkurswagen und dann als Domizil des Malers des Bahnbetriebswagenwerkes Schwerin.

1992 erwarb der Verein „Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin“ e.V. den inzwischen heruntergekommenen Waggon. Fachkundige Mitglieder des Vereins arbeiteten unter Kontrolle Verantwortlicher des Bww Schwerin Laufwerk, Zug- und Stoßeinrichtung, Rahmen und Bremse entsprechend gültiger Vorschriften auf.

Die Restaurierung des Wagenkastens - einschließlich des Innenausbaus - wurde von der „ABS Parchim“ mit Förderung des Landes und der Bundesanstalt für Arbeit unter finanzieller Beteiligung des Vereins in guter Qualität ausgeführt. Dabei konnten viele für die Wagengattung typische originale Ausrüstungsteile beschafft, aufgearbeitet und verwendet werden. In diesem Zusammenhang sind besonders die statischen Luftsauger Wendler mit ihren langen Betätigungsstangen, die Messingfensterrahmen mit kleinen Handgriffen, die einteiligen Kipp-fenster der Toiletten, die Regulierungseinrichtung der Dampfheizung, die Gaslampen - aus Sicherheitsgründen heute elektrisch betrieben – und die Notbremskästen erwähnenswert.

Durch den Einbau von nach Originalunterlagen gefertigten, hölzernen Gepäckablagen und Sitzbänken mit niedrigen Rückenlehnen kommt die Innenansicht dem ursprünglichen Aussehen nahe.

Die feierliche Übergabe des historisch wertvollen Fahrzeuges erfolgte am 16. Januar 1997 in Parchim.

Quelle: Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin

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